Das Vorabendprogramm des diesjährigen Peter-Rohland-Singewettstreits steht ganz im Zeichen der Edelweißpiraten.

Diese sind sicherlich vielen von Euch ein Begriff:
Vom NS-Regime als „verlottert“, „sittlich verwahrlost“ und „kriminell“ bezeichnet, lehnten sie vor allem den während des Zweiten Weltkriegs zunehmenden Zwangscharakter, den Drill und die wachsende Militarisierung der HJ ab. Sie lebten vorerst allein schon durch das Beibehalten bündischer Traditionen ihr unangepasstes Verhalten, in Teilen führte dies später zu aktiven Widerstandshandlungen gegen die Nazi-Diktatur, von der sie deshalb brutal verfolgt wurden.
Damit gehören sie zu dem Teil der bündischen Traditionslinien, auf die man sich gerne beruft, im Gegensatz zu dem großen Anteil der bündischen Jugend, der ohne großen Widerspruch in die HJ überging.
Nach dem Krieg wurden die Edelweißpiraten erschreckend lange weiter kriminalisiert, eine Anerkennung als Widerstandskämpfern blieb ihnen lange aus teils makabren Gründen verwehrt. Erst seit den 80er-Jahren begann sich das Bild der Edelweißpiraten in der Öffentlichkeit zu wandeln, eine offizielle Rehabilitierung fand beispielsweise in Köln erst im Jahr 2005 statt.
Es ist uns ein großes Anliegen, dem Gedenken an diese Jugendlichen auch auf der Waldeck Raum zu bieten, deren Bewohner und Besucher in vielen Fällen ja ebenfalls unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten litten.
Es freut uns sehr, zu diesem Zweck Peter Finkelgruen und Jan Ü. Krauthäuser begrüßen zu dürfen.
Peter Finkelgruen war als renommierter und engagierter Journalist seit den späten 70er Jahren unermüdlich und maßgeblich an der langwierigen und schließlich erfolgreichen Rehabilitierung der Edelweißpiraten beteiligt, gegen krasseste Widerstände aus der deutschen Politik und Justiz.
Jan Ü. Krauthäuser ist Initiator und Leiter des Edelweißpiratenfestivals, welches seit 19 Jahren als lebendes Denkmal in der Kölner Südstadt nicht nur den überlebenden Edelweißpiraten eine Bühne bot und zu später Anerkennung verhalf, sondern darüber hinaus auch zahlreiche Musiker zur Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und ihren Liedern animierte.
Im Rahmen eines Podiumsgesprächs werden die beiden von der Geschichte der Edelweißpiraten berichten, dem zähen und beschwerlichen Weg hin zu ihrer Anerkennung als Widerstandskämpfer und den aktuellen Bemühungen, die Erinnerung aufrechtzuerhalten, auch über den Tod der letzten Zeitzeugen hinaus.
Den musikalischen Rahmen des Abends gestaltet das Kölner Folk-Duo „Loup&Hecker“, das sich mit dem musikalischen Erbe der Edelweißpiraten auseinandergesetzt hat und es auf seine Weise präsentieren wird. Josef Loup war Sänger der Kölner Folk-Formation „de Familich“, Christian Hecker spielte unter anderem beim legendären „the piano has been drinking“.
Die beiden Folkgrößen waren mit dem Kölner Edelweißpiraten Jean „Schang“ Jülich gut befreundet, mit dem sie auch die Bühne teilten.
Wir freuen uns über Eure Teilnahme, Euer Interesse und natürlich auch gerne Eure Nachfragen.
Herzlichst,

 

Daniel im Namen des Orga-Teams.